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Kaltplasma

Professor Steffen Emmert ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie an der Universitätsklinik Rostock. Er spricht über seine Therapieerfolge mit Plasma-Medizin bei Wundheilung.

Herr Prof. Emmert, Sie haben bereits jahrelang Erfahrung mit Kaltplasma. Welche Rolle wird diese Behandlungsmethode in den kommenden Jahren spielen?

Die Vorteile für die Wundbehandlung liegen auf der Hand: Die Keimabtötung und die Mikrozirkulation. In unserer Klinik ist die Plasma-Therapie bereits seit fast drei Jahren Standardbehandlung im Rahmen einer komplexen multimodalen Wundbehandlung. Bei uns ist die kalte Plasma-Therapie bereits in der Routine verankert. Nachdem die Wirkweisen gut erforscht und praktisch keine Nebenwirkungen bekannt sind, steht kaltes Plasma in der Wundbehandlung generell auf der Schwelle zum Routine-Einsatz. Sie haben bereits zahlreiche Studien hierzu durchgeführt.

Welche Effekte beobachten Sie?

Kaltplasma reduziert die Bakterienlast bei der Wundheilung deutlich. Das gilt übrigens auch für antibiotikaresistente Keime, sogenannte MRSA. In den Studien wurde auch die Durchblutung der Haut gemessen. Bereits nach einer Minute Behandlungszeit steigt die Durchblutung in der mittleren Hautschicht deutlich an und hält diese Aktivität über vier Stunden hinweg.

Welche Einsatzgebiete gibt es für Kaltplasma?

Die Plasmabehandlung kann überall dort, wo Keime beziehungsweise die Keimbesiedlung eine Rolle spielen, hilfreich sein. Dazu gehört auch der postoperative Einsatz. Es gibt eine Reihe von weiteren Einsatzmöglichkeiten. In der Dermatologie kann Plasma eingesetzt werden, um die Keimbesiedelung zu unterbinden. Etwa bei Neurodermitis, einer entzündlichen Erkrankung mit vermehrter Keimbesiedelung. Auch hier heißt das Therapieprinzip: Keimreduktion. Das kann Plasma auf jeden Fall leisten. Weitere Einsatzgebiete sehe ich bei viralen Erkrankungen wie Herpes Zoster, der Gürtelrose, oder auch bei Lippenherpes.

Sophie Müller